Zum bereits vierten mal fand am 7. Mai der Wings for Life World Run statt. Jener Lauf, bei dem du nicht dem Ziel entgegen läufst, sondern dich das Ziel quasi einholt. Der Gewinner ist nicht als Erster und am schnellsten im Ziel, sondern verliert als Letzter den Kampf gegen das sogenannte Catcher Car. Alle Teilnehmer starten überall auf der Welt zur exakt selben Zeit. 30 Minuten nach dem offiziellen Rennstart setzt sich in allen Locations ein Catcher Car in Bewegung und nimmt die Verfolgung der Läufer auf. Solange du vor dem Catcher Car läufst, bleibst du im Rennen. Sobald dich das Catcher Car überholt, ist das Rennen für dich beendet. So werden lokale Sieger bzw. ein globaler Champion ermittelt. Das Catcher Car fährt zuerst 15 km/h für eine Stunde, dann 16 km/h für eine Stunde, dann 17 km/h für eine Stunde, dann 20 km/h für zwei Stunden und schließlich 35 km/h, bis der letzte Läufer eingeholt ist. Heuer waren insgesamt 155.288 Läufer am Start, 14.000 davon allein in Wien.
Vom Lauftreff Nußdorf machten sich vier Läufer auf den Weg in unsere Bundeshauptstadt: Bernhard Schwärz mit Filius Florian, Sudhir Batra und Oliver Riefler. Alle hatten sie eines gemeinsam, nämlich die Stimmung einer großartigen Laufveranstaltung zu genießen und gleichzeitig natürlich auch möglichst lange vor dem Catcher Car zu bleiben und so viele, viele Kilometer zu sammeln. Das bescheidene Wetter mit permanentem NW-Wind und Spitzen über 50 km/h sollte dabei keine unwesentliche Rolle spielen.
Während Bernhard Schwärz in seiner Läuferkarriere schon tausende von Kilometern abgespult hatte, war es für Florian doch ungewohntes Terrain. Eins war jedoch klar: egal wie weit das gehen würde, so weit war er noch nie zuvor in seinem Leben am Stück gelaufen. Umso beachtlicher sind die 28,65 km einzuschätzen, die er vor dem unbarmherzig näher kommenden Catcher Car bleiben konnte. Damit belegte Florian Rang 698. Noch, die Betonung liegt auf noch ( 😉 ), konnte der Vater dem Sohne zeigen, wer familienintern die Nase vorn hat. Bernhard brachte es schließlich auf stolze 31,49 Kilometer und Platz 419. Ein sehr respektables Ergebnis, wenn man die doch eingeschränkten zeitlichen Ressourcen bedenkt, die wettkampfspezifisches Training oftmals nicht wirklich erlauben. Ehrgeizig wie Bernhard nun einmal ist, war er nicht gänzlich zufrieden. Wir meinen jedoch, dass das ein wirklich starker Auftritt war.
Sudhir Batra startete zum ersten mal beim Wings for Life World Run. Sein Ziel war, möglichst lange eine Pace zwischen 4:10/km und 4:15/km zu laufen, was hochgerechnet über 50 Kilometer ergeben hätte. Das ging auch lange Zeit gut. Bei Kilometer 27 lag Bini noch gut im Rennen, das immer schlechter werdende Wetter samt Wind kosteten jedoch auch ihm viel Kraft, sodass schließlich 38,20 Kilometer (Rang 118) auf der Uhr standen, ehe er eingeholt wurde. Sein Ziel, die Marathondistanz abspulen zu können, konnte er leider nicht ganz erreichen. Trotzdem war Bini zufrieden, zumal dies nach dem letztjährigen Salzburg Marathon die zweitweiteste Strecke seiner Läuferkarriere war. Unserer bescheidenen Meinung nach wird Allrounder Bini bei entsprechenden Trainingsumfängen dieses Ergebnis in Zukunft noch deutlich steigern können.
Nach 2015 erkor Oliver Riefler den Wings for Life World Run wieder zu seinem Saisonhöhepunkt. Nach intensiver Vorbereitung mit etlichen langen Läufen war das erklärte Ziel, heuer jedenfalls die 60 Kilometermarke zu übertreffen. Das sollte nach den erbrachten Trainingsleistungen auch durchaus möglich sein. Diese Rechnung hatte er jedoch ohne den starken Einfluss des Wiener Wetters gemacht. Letztlich zeigte die Uhr 58,57 Kilometer, als er eingeholt wurde. Damit wurde #mission60km+ knapp, aber doch verfehlt. Wettgemacht wird das allemal durch die Tatsache, dass sich Oliver lediglich dem zweimaligen WFLWR Sieger und Profiläufer Lemawork Ketema geschlagen geben musste, der natürlich in einer eigenen Liga läuft. Damit steht Platz 2 von 14.000 Startern zu Buche, womit man eigentlich uneingeschränkt zufrieden sein könnte … ja könnte. Wäre da nicht die Gewissheit, dass bei besseren Bedingungen die 60er-Marke sicher gefallen wäre, 65 Kilometer bei gutem Rennverlauf möglich gewesen wären. Die Halbmarathonmarke passierte Oliver nach 1:22 Stunden und einer Durchschnittspace von 3:53/km, was hochgerechnet 74 Kilometer geworden wären. Das war natürlich utopisch, aber Oliver wusste, d
ass er den ersten Streckenabschnitt bis zur Praterhauptallee nutzen musste, um sich im Windschutz der umliegenden Gebäude einen Puffer herauszulaufen. Genau dort ist nämlich der östlichste Punkt der Strecke und es geht dann nur mehr gen Nordwesten – jener Richtung, aus der permanent starker Wind mit Böen von über 50 km/h blies. Selbst bei Marathondistanz war Oliver noch gut unterwegs: die Uhr zeigte 2:47 Stunden bei einer Pace von 3:57/h. Das wären immer noch 69 Kilometer geworden. Das Wetter wurde jedoch immer schlechter, zum starken Wind gesellte sich Starkregen, was in Summe zu viel Kraft kostete. Oli
ver hatte das Gefühl, gegen eine Wand zu laufen und kaum vom Fleck zu kommen und so wurde aus einer immer noch guten Pace um 4:10/km flugs eine 4.30er-Pace bzw. noch langsamer. Man konnte der Uhr beinahe zusehen, wie der Schnitt Sekunde für Sekunde nach oben ging, bis schließlich klar war, die 60 Kilometer sind nicht mehr zu schaffen. Das Catcher Car kam 1,5 Kilometer zu früh. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Rang 2 in Österreich und globaler 73. können sich absolut sehen lassen, das knapp nicht geschaffte Ziel nicht ganz so tragisch erscheinen. Und wie pflegt Oliver gern zu sagen: „Nach dem Rennen ist vor dem Rennen!“ Da scheint jemand noch nicht abgeschlossen zu haben. 😉